Wer anruft, hat den ersten wichtigen Schritt getan

Wer Redebedarf hat und unter seelischem Druck steht, sollte keine Hemmungen haben einfach anzurufen. Kostenlos und anonym. Die Gesprächspartner und -partnerinnen hören zu und bewerten nicht. Sie können täglich vielen Menschen helfen.

Dortmund, Lünen, Selm, Bergkamen, Fröndenberg, Unna und Holzwickede – so groß ist das Zuständigkeitsgebiet der TelefonSeelsorge Dortmund. Das System funktioniert deutschlandweit seit vielen Jahren. Die TelefonSeelsorge geht auf einen britischen Geistlichen zurück, der Anfang der 50er Jahre Zeitungsanzeigen schaltete, mit Texten, wie: „Bevor Sie Selbstmord begehen, rufen Sie mich an. Rund um die Uhr.“ Eine helfende Hand.

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Regina Reiffenberg leitet die TelefonSeelsorge Dortmund seit August. Die Sozialpädagogin und Systemische Beraterin berät und begleitet die rund 80 Ehrenamtlichen, die versierte Ansprechpartner und -partnerinnen für die Anrufenden sind. „Sie kümmern sich um die Anrufenden – und ich kümmere mich um sie.“ Zusammen mit ihrer katholischen Kollegin und einer Verwaltungskraft sorgt Regina Reiffenberg dafür, dass in der Einrichtung des Evangelischen Kirchenkreises „alles rund läuft“. Die Technik muss funktionieren, die Dienstpläne werden erstellt. Für alle Mitarbeitenden gibt es Supervisionsgruppen, um besonders belastende Fälle miteinander zu besprechen. Und jedes Jahr startet eine neue Gruppe mit der intensiven Ausbildung zur Telefonseelsorgerin / zum Telefonseelsorger, die einmal wöchentlich für mehrere Stunden zusammenkommt. 14 Neue sind aktuell dabei, diesmal auch vier Männer, und das ist viel, denn „Fürsorge und alles, was dazu gehört, ist in Deutschland traditionsgemäß immer noch überwiegend weiblich“, sagt Regina Reiffenberg. Aber das ändere sich langsam.

Nach der ersten Zeit der Ausbildung werde geschaut, „ist das wirklich ´was für Sie“? Menschen, die selbst mit großen psychischen Problemen zu kämpfen haben, sind für die herausfordernde TelefonSeelsorgetätigkeit in der Regel nicht geeignet. Ansonsten könnten sich viele Menschen ausbilden lassen. „Auch eine Berufstätigkeit lässt sich mit der seelsorgerischen Arbeit verbinden“, ist Regina Reiffenberg wichtig zu sagen. „Nach der Ausbildung verpflichtet man sich zwar dazu, eine gewisse Mindeststundenzahl ehrenamtlich zu arbeiten und auch Nachtdienste zu übernehmen, aber die Pflichtstunden sind leistbar und die Dienstpläne flexibel.“

Ein großes Problem in unserer Gesellschaft sei die Einsamkeit, sagt die Sozialpädagogin. „Und das trifft nicht nur auf ältere Menschen zu.“ Die jüngeren erreichen die TelefonSeelsorge inzwischen auch über einen Livechat. Wer möchte, kann Mails schreiben.

„Das Angebot ist niedrigschwellig. Wir sind außerdem verschwiegen. Einem Großteil der Anrufer hilft es schon enorm, das eigene Problem einfach mal zu formulieren.“ Es lohne sich, sich zu überwinden, etwas zu erzählen, dass man sich sonst vielleicht keinem anderen Menschen zu erzählen traut. „Die dadurch erreichte Atempause von der Krise hilft schon, um Abstand zu gewinnen und Auswege zu erkennen“, so Regina Reiffenberg. „Unsere Mitarbeitenden sind gute Zuhörer, die Menschen offen begegnen.“

Die Nummern der TelefonSeelsorge sind: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222

Bildunterschriften:

Regina Reiffenberg (2. V. r.) ist als neue Leiterin der TelefonSeelsorge Dortmund eingeführt worden.
Auf dem Foto von links: Ständig Stellvertretender Superintendent Michael Stache, Kirchenkreis Dortmund; Pfarrer Matthias Mißfeldt, Leitung Fachbereich Seelsorge und Beratung des Ev. Kirchenkreises Dortmund; Roxana Kleinschnittger, Mitarbeiterin der TelefonSeelsorge Dortmund; Brigitte Schuster, Vorsitzende des Arbeitskreises TelefonSeelsorge, der Vertretung der Ehrenamtlichen; Regina Reiffenberg, Leitung TelefonSeelsorge Dortmund; Pfarrer Michael Vogt, Katholische Stadtkirche / Gesellschaft und Soziales.

Regina Reiffenberg leitet die TelefonSeelsorge Dortmund und möchte zusammen mit ihren hauptamtlichen Kolleginnen die Ehrenamtlichen bestmöglich unterstützen.