Zum Jahresbeginn empfingen am Donnerstag die Evangelische und die Katholische Kirche in Dortmund Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Bildung und Kultur zum Reinoldustag. Das Treffen unter dem traditionellen Motto „Segen für die Stadt – Beten für die Stadt“ war zweimal in Folge aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen. Nun freute sich Propst Andreas Coersmeier, die Gäste im Namen beider Kirchen wieder in der Stadtkirche St. Reinoldi begrüßen zu können.
Haltung der Würde und des Respekts
Den Auftakt bildete ein ökumenischer Stadtgottesdienst in dessen Mittelpunkt das Bibelwort „Lasst uns aufeinander achthaben“ (Hebräer 10, 24) stand. In einer Dialogpredigt sprachen die stellvertretende Superintendentin Leonie Grüning und der stellvertretende Stadtdechant Michael Vogt über die große Bedeutung einer „Haltung der Würde und des Respekts gegenüber allen Menschen“. Neben Beispielen großer Solidarität habe es in der Zeit der Corona-Pandemie leider auch Egoismus und eine „Angst, zu kurz zu kommen“ gegeben.
Im Anschluss an den Gottesdienst gaben die Kirchen einen Empfang für geladene Gäste. Darin reagierte Oberbürgermeister Thomas Westphal auf ein von Propst Andreas Coersmeier eingebrachtes gesellschaftspolitisches Statement der beiden Kirchen. Er verband damit die kirchliche mit der weltlichen Sicht auf die aktuelle Situation. Der Oberbürgermeister betonte, es gebe in Dortmund eine gute Kultur des Miteinanders an der die Glaubensgemeinschaften einen großen Anteil hätten.
Aufgabe der Kirchen
Propst Coersmeier hatte zuvor die Themen Wohnungslosigkeit, Energieknappheit, die Folgen des Krieges in der Ukraine, Flucht, Rechtsextremismus und die Situation der kirchlichen Wohlfahrtsverbände angesrochen. Dabei hob er hervor, dass die evangelische und die katholische Kirche in Dortmund mit ihren Aktionen die Kräfte des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Dortmund stärken würden. „In der Stadt sehe ich unsere Aufgabe aber auch darin, Perspektiven im Sinne der frohen Botschaft des Evangeliums aufzuzeigen und Orientierung anzubieten“, ergänzte Propst Coersmeier. Die Kirchen seien Orte der Ruhe, der Vergewisserung, des Gebets und der Begegnung mit Gott. In den Kirchen und auch auf dem Propsteihof werde weiterhin für Frieden in der Ukraine gebetet. Der Dialogkreis der Abrahamsreligionen hätte darüber hinaus im vergangenen Jahr das Internationale Friedensgebet organisiert, an dem auch der Oberbürgermeister teilgenommen habe.
In Bezug auf die Energiekrise verweis Propst Coersmeier darauf, dass sowohl die Evangelische Landeskirche als auch das Erzbistum Paderborn die Mehreinnahmen an Kirchensteuern aus der Energiepauschale nicht behalten hätten. Vielmehr würden diese Mittel nun für Menschen eingesetzt, die besonders unter den Kostensteigerungen zu leiden hätten: „Jetzt ist es wichtig, dass die Maßnahmen bei denen ankommen, die sie am nötigsten brauchen.“
Nach den Corona-Belastungen, inmitten eines Kriegs in Europa und mit Blick auf die Zukunftsängste durch steigende Preise und die Folgen der Energiekrise positionierten sich Kirche und Politik bewusst gemeinsam an der Seite der Menschen.