Mengeder gedachten am 9. November der Pogromnacht

Ein ökumenischer Gottesdienst war das Herzstück des Gedenkens der Pogromnacht im Stadtbezirk Mengede. Zuvor waren zahlreiche Bürger mit Kerzen vom Mengeder Amtshaus zur Williburgstraße und dann weiter zur Kirche gezogen.

Der 9. November ist wohl der schwärzeste Tag in der deutschen Geschichte. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erreichte die zunehmende Judenverfolgung ihren Höhepunkt, als in ganz Deutschland die meisten der noch bestehenden 400 Synagogen verwüstet und in Brand gesteckt, Friedhöfe geschändet und jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet wurden. Auf Initiative des Netzwerks gegen Rechts im Stadtbezirk Mengede findet seit vielen Jahren eine besondere Gedenkveranstaltung statt.

Treffpunkt war für knapp 100 Teilnehmende das Mengeder Amtshaus. Mit Kerzen in den Händen wurden dann schweigend zum Haus Williburgstraße 6 gezogen, das von den Nationalsozialisten als sogenanntes Judenhaus benutzt wurde. Hier erinnern zwei Stolpersteine an Salomon und Else Heimberg, die von dort nach Riga deportiert wurden. In seiner Ansprache erinnerte Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann nicht nur an den weltweiten Antisemitismus, sondern brachte auch sein Erschrecken über die Verunstaltung der Sportanlage von Rot-Weiß Germania in Bodelschwingh zum Ausdruck, die vor zwei Wochen mit Nazi-Symbolen und rassistischen Sprüchen beschmiert wurde.

In der evangelischen Remigiuskirche führte Pfarrerin Stephanie Lüders durch den Gottesdienst und lud angesichts des Erfahrungen zum Gebet ein. Gemeindereferent Markus Kohlenberg begann in seiner Ansprache mit einem Blick auf den 9. November 1989. Angesichts der Erfahrungen von Frieden und Freiheit in einer solidarischen und offenen Gesellschaft rief er dazu auf, sich für diese Werte stark zu machen – besonders angesichts der Bedrohung dieser durch nationalistische und demokratiefeindliche Kräfte. Hass, Hetze und der Spaltung der Gesellschaft müssten Christen und alle Menschen guten Willens als Brückenbauer und Friedensstifter entgegen treten.

Musikalisch wurde der Gottesdienst durch Familie Dieterle Biosca und Organist Reinhard Kraus einmal mit Klavier und Streichinstrumenten wunderbar begleitet. Dabei stand typische Klezmermusik, sowie ein Stück aus dem Film „Schindlers Liste“ im Mittelpunkt. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es im Gemeindehaus noch die Möglichkeit, bei einem Imbiss miteinander ins Gespräch zu kommen.

Fotos: M. Kohlenberg