Rund 480 Menschen versammelten sich am 7. Oktober, dem Jahrestag der terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel zu einer Kundgebung vor der St. Reinoldi-Kirche in Dortmund. „Gegen Antisemitismus und Terror – bring them home now!“ war der Aufruf überschrieben, mit dem das Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund dazu aufgerufen hatte. Beteiligt war auch die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Dortmund e.V., in der die Katholische Stadtkirche Dortmund mitarbeitet.

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Der 7. Oktober markiert das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust. Bei der Kundgebung ging es auch darum, auf diesen Ausgangspukt des aktuellen Krieges zu verweisen und einer „Täter-Opfer-Umkehr“, wie es hieß, eine Absage zu erteilen.

„Doch noch während das ganze Ausmaß des Grauens ­– von den Tätern selbst ausführlich dokumentiert – der Weltöffentlichkeit bekannt wurde, setzte bereits kurz darauf das Verdrängen, Verleugnen und Relativieren ein“, hieß es in dem Aufruf zu der Kundgebung. Wo Empathie, Mitleid und Solidarität gefordert gewesen wäre, hätten Israelis, Jüdinnen und Juden viel zu oft Kälte, Desinteresse und Anfeindungen erlebt.

Für Respekt, Empathie und Toleranz

Zwi Rappoport
Zwi Rappoport

Zwi Rappoport, Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, kritisierte, dass die Reaktion der Zivilgesellschaft bereits vor einem Jahr seltsam gleichgültig gewesen sei. Gekippt sei die Stimmung als Israel begonnen habe, sich gegen seine Feinde zu verteidigen. Er beobachte eine schleichende Entsolidarisierung. Dennoch dürfe der Gesprächsfaden nicht abreißen: „Es geht um unser Zusammenleben hier vor Ort mit Respekt, Empathie und Toleranz. Wir alle sind Dortmund!“

„Antisemitismus darf kein Normalfall werden“

Annette Back und Ruth Nientiedt
Annette Back und Ruth Nientiedt

Mehrere Rednerinnen und Redner warnten vor einem gefährlichen Antisemitismus in Deutschland, der in Folge des 7. Oktobers 2023 noch einmal dramatisch zugenommen habe. „Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass Antisemitismus zu einem Normalfall wird“, mahnte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen. Auch weitere Rednerinnen und Redner wiesen darauf hin, dass Antisemitismus auch in Dortmund nicht erst seit der Eskalation der Kriege in Nahost von unterschiedlichen politischen Richtungen aus immer mehr zugenommen habe.

Weitere Ansprachen hielten unter anderem Annette Back und Ruth Nientiedt von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Daniel Lörcher von der Abteilung Fanangelegenheiten bei Borussia Dortmund und Michael Neumann, Leiter der Beratungsstelle ADIRA.

Eindrücklich waren die Schilderungen von zwei Überlebenden aus dem Kibbuz Nahal Oz, das vor einem Jahr von der Hamas angegriffen wurde. Mehrfach wurde auch auf das Schicksal der verbleibenden 101 Geiseln mit der Forderung „bring them home now!“ aufmerksam gemacht. Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov sang zum Abschluss der Kundgebung ein „Gebet für die Seelen der Opfer“.

Beitragsbild oben: Mark Fäth / Evangelische Pressestelle